Erhöhung Strompreise 2023

Die Energiepreise an den Grosshandelsmärkten sind rekordhoch. Eine Mehrheit der Energieversorgungsunternehmen (EVU) in der Schweiz muss die Strompreise in der Grundversorgung erhöhen. Dabei sind die Unterschiede gross, abhängig von der Energiemenge, die am freien, volatilen Markt beschafft werden muss.

Auch in der March werden die Kosten für den Strom steigen (siehe Box und Interview). Nur dank einer langfristigen Beschaffungspolitik könne die aktuell schwierige Situation zumindest entschärft werden, wie die Energie March Netze AG (EMNAG) gestern mitteilte. Um auch in Zukunft Spekulationsrisiken zu minimieren, habe die EMNAG auch für die kommenden Jahre langfristige Lieferverträge abgeschlossen. «So sind Strombeschaffung und Strompreise für 2023 bereits gesichert». Die Kosten für die jährlich benötigten 200 GWh Strom würden aber auch in den nächsten Jahren «auf hohem Niveau bleiben».

Heimfall Kraftwerk Wägital?

«Die eigene Stromproduktion oder Beteiligungen an Kraftwerken könnten die Preisstabilität und die Versorgungssicherheit erhöhen», so die EMNAG. Sie betont dazu: «Im Kanton Schwyz wurde bekanntlich schon vor 100 Jahren ein besonderes Gewicht auf die Förderung der eigenen Stromproduktion gelegt.» 1918 erteilte der Bezirk March eine Konzession zum Bau und Betrieb eines Laufwasserkraftwerks im Wägital. Damit sollte die Stromversorgung des Bezirks March und der Stadt Zürich gestärkt werden. Seit 1926 wird im Kraftwerk Wägital Strom produziert. Aber die Konzession liegt in den Händen der Axpo Holding AG und der Stadt Zürich. Ende 2040 läuft sie aus.

2016 hatte die Axpo den Verkauf von 50 % des Aktienkapitals der Betreibergesellschaft ausgeschrieben. Die EMNAG reichte eine Offerte für den Erwerb der Beteiligung ein. «Es kam aber nicht zum Verkauf, das Angebot wurde zurückgezogen.» Im Kantonsrat haben damals die Kantonsräte Karin Schwiter, Irene Kägi und Daniel Hüppin den Ball ebenfalls aufgenommen und mit einer einfachen Anfrage «Beteiligt sich der politischen Puls gefühlt. Die Antwort der Regierung war: Selbstverständlich sei es im Kantonsinteresse, wenn die Anteile des auf Schwyzer Boden liegenden Kraftwerks von einer einheimischen Unternehmung übernommen würden. Eine Beteiligungsmöglichkeit des Kantons sei zumindest vom Gesetzgeber vorgesehen.

Inzwischen hat sich die nationale und internationale Situation der Energieversorgung deutlich verschärft. «Langfristig abgesicherte Energiemengen sind am Markt nicht mehr zu haben», betont Mike Schlotterbeck, VRP der EMNAG mit Sitz in Altendorf. Die Abhängigkeit und mit ihr das Risiko für eine unkontrollierte Kostenentwicklung würden somit steigen.

Investition in eigene Produktion

«Vor diesem Hintergrund erhöht eine eigene Stromproduktion für jedes Werk die Versorgungssicherheit und trägt dazu bei, die Abhängigkeit vom volatilen Markt zu reduzieren», so Schlotterbeck. 55 Prozent der Energie in der Schweiz sollen inskünftig aus Wasserkraft stammen, 45 Prozent aus Sonnenenergie. Dazu kommt, dass mit dem zunehmenden Ausbau solarer Energiegewinnung, die bekanntermassen ein wenig ausgeglichenes Produktionsprofil aufweist, die ausgleichende Energieproduktion von Wasserkraftwerken nochmals an Bedeutung gewinnt. Ein solches, hochmodernes Kraftwerk steht ganz hinten im Schwyzer Wägital und liefert seit fast 100 Jahren nachhaltigen Strom.

Das Kraftwerk Wägital produziert durchschnittlich rund 128 GWh elektrische Energie und könnte damit etwa 65 Prozent des Strombedarfs im Bezirk March decken. Schlotterbeck: «Ein Heimfall dieses Wasserkraftwerks auf Schwyzer Boden wäre ein wichtiger Schritt in eine sicherere und unabhängigere Energieversorgung.» Mit dem Auslaufen der Konzession 2040 bestehe die Chance, «im Sinne des Gemeinwohls», die Eigenverantwortung zu stärken und die Weichen für die Zukunft der Energieversorgung im Kanton Schwyz und in der March neu zu stellen.

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